Archiv des Monats “Oktober 2016

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Von geschorenem Haar und endloser Mama-Liebe

schöne Haare [Milia und ihre schönen Haare]

Letztens lag ich nachts wach. Also, erst hab ich geschlafen, aber die Milia nicht, dann hat sie geschlafen, aber ich nicht. Sie lag neben mir, hat unruhig geträumt, sich hin und her gewälzt und ich habe sie gestreichelt.

Und als ich ihre Haare gestreichelt habe, hatte ich einen dieser aberwitzigen, irrationalen Mama-Herz-Überqill-Momente. Ich habe gedacht:
„Ich hoffe, du rasierst dir nie deinen Kopf. Aber wenn doch, lieb ich dich trotzdem so sehr.
Ich hoffe, du vergisst nie, wie begeistert ich von dir bin. Aber wenn doch, lieb ich dich trotzdem so sehr.
Ich hoffe, du willst nie die Verbindung zwischen uns abbrechen. Aber wenn doch, lieb ich dich trotzdem so sehr.“

Und als ich mich heute morgen daran erinnert habe, musste ich lachen. Eine Tochter mit geschorenem Kopf, das wär schon was.

Ist das nicht unglaublich? Das man mit seinen Kindern eine Verbindung eingeht, die zur völlig idiotischen und selbstlosen Liebe führt? Ich hoffe ihre Haare bleiben auf dem Kopf und ich hoffe sie will immer ein Teil von meinem Leben sein. Aber selbst wenn sie mit Glatze auswandert und sich nie wieder meldet – ich werd sie immer lieben.

Eine endlos-liebende Bini

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Von goldener Herbst-Sonne

goldene Abendsonne
[
[goldene August-Abendsonne auf der Hochzeit von Andrea& Dan. Foto: Jonas Becker]

Meine geheime beste Freundin Shauna Niequist (sie weiß nichts von ihrem Glück, hihi), hat neulich im Savor-Buch über eine besondere Bibelstelle in Psalm 16,5-6 geschrieben. Es geht darin um das Erbe und um zugeteiltes Land und um Zufriedenheit mit den Grenzen, die gesetzt sind. Dazu stand eine Einladung, sein Leben mal anzusehen und zu schaun, wie zufrieden man mit den eigenen Gegebenheiten und Grenzen so ist.

Und wenn ich das mal so frei formulieren darf: Meine Fresse.

Ich bin so unglaublich, unfassbar und unsagbar zufrieden. Und dankbar. Und glücklich. Für diese herrliche Familie, die ich haben darf, für dieses herrliche Leben, in dem ich drin stecke und mich nicht so recht erinnern kann, wie das alles so kam. Mein Herz platz vor Glück und goldener Herbst-Sonne.

Dann habe ich eine lustige kleine Unternehmung gemacht – mein Gott-Zeit-Schreibebuch mal ein Jahr zurück geblättert. Und wenn ich das mal so frei formulieren darf: Meine Fresse.

Vor einem Jahr bin ich förmlich ertrunken in Tränen, in Schmerz, in Anstrengungen mit den Kindern, in Überforderung und in Einsamkeit. AchduliebeZeit.

Und ich hoffe so so so sehr, dass irgendwo, irgendeine frisch-gebackene Mama (oder  eine sonstwo in den tobenden Wellen des Ozeans steckende Menschenseele) das hier liest und ich ihr sagen kann, was ich der Bini-vor-einem-Jahr so gerne sagen würde: Alles wird gut! Halte durch! Du schaffst das! Doch Mann, du machst das gut! Doch, doch, bestimmt wird es besser, ganz sicher! Und ehe du dich versiehst, sitzt du in goldener Herbst-Sonne und kannst dein Glück nicht fassen!
Die Wellen um die Geburt eines Kindes sind unsagbar schlimm für manche von uns. Aber der friedliche Sonnenuntergang, wenn alles geschafft ist, ist nicht weniger intensiv. Kopf hoch! Wenn sogar ich das geschafft habe, dann schaffst du das auch!

Eine Bini auf der anderen Seite des Sturms

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So gar nicht meine Art

*neue*Mütze*
[Hui. Dieses Foto ist 5 Jahre alt. Die Mütze also auch. Muss sie bald mal raus kramen!]

… hier so lange nicht zu schreiben.

Die Sache ist die. Ich denke im Moment viel darüber nach, warum das Leben manchmal so anstrengend ist. Und man von den verschiedenen Erwartungen – vor allem den eigenen – so in die Knie gezwungen wird.

Ab und zu sitze ich der Illusion auf, dass es nur mir so geht. Das alle anderen besser organisiert sind. (Organisiert! Das wäre überhaupt die Lösung! Warum bin ich nicht besser organisiert?!) Aber in Wahrheit glaube ich an die Wahrheit – alle haben es irgendwo schwer.
(Und ganz ehrlich, zu hohe Erwartungen bekämpfen ist natürlich Meckern auf hohem Niveau)

Jedenfalls habe ich mich gefragt, wenn man es besser machen will, wo man da anfängt und aufhört und überhaupt. Wenn ich meine Erwartungen gern ein wenig runterschrauben würde, in leisere, schlichtere, entspanntere Töne, WIE soll ich das denn machen?

Bis ich neulich eine inhaltlich ähnliche Nachricht von zwei verschiedenen, neuen Freundinnen bekam: „Sorry, dass ich mich nicht früher gemeldet habe, ist so gar nicht meine Art, eigentlich.“

Hm.

Das ist mir besonders deshalb aufgefallen, weil ich genau das auch immer schreibe. Und sage. Und viel denke. Ich will keinen falschen Eindruck erwecken; so spät, unpünktlich, unzuverlässig und schusselig bin ich eigentlich nicht. Bloß dann ist es mir leider wie Schuppen von den Augen gefallen – was, wenn doch? Was wenn ich dabei tatsächlich den richtigen Eindruck erwecke, weil ich in Wahrheit ein wenig spät, unzuverlässig und ganz besonders unpünktlich bin? Weil ich mehr vergesse, als ich möchte und weil ich – jetzt kommt’s – keine Kraft und keine Lust habe, besser organisiert zu sein.
Und welche Freiheit läge wohl darin, mich einfach so zu akzeptieren, wie ich bin und dem eigenen Richter mal getrost und gepflegt die kalte Schulter zu zeigen? Ich glaube große Freiheit.

Natürlich darf so eine Selbsterkenntnis nicht ungesund werden. Ich bin ja schließlich immernoch deutsch. Ich werde brav und anständig und gewissenhaft und zuverlässig all meine vielen Kinder zu all ihren vielen  Vorsorgeuntersuchungen bringen. Aber wir werden dort (wie immer) 5 Minuten zu spät ankommen.

Denn das ist genau meine Art.

Eine artige Bini

P.S. Meine Freundinnen und ihre Nachrichten haben diese Gedanken zwar in mir angestoßen, aber ihre Motivation ist natürlich nochmal anders, weil ein Gegenüber im Spiel ist. Die beiden wollten nicht, dass ich mich vergessen fühle. Ich sprech daher – wie immer eigentlich – nur für mich.

P.P.S. Ich frag ja selten meine Leser irgendwas, aber das Thema macht mich neugierig. Darum erstmal: Hallo? Ist noch irgend jemand da? Und: Kennst du das? Was sind Dinge, die du von dir erwartest, obwohl du eigentlich anders bist? (bin ich am Ende doch die einzige? Nein, ich weiß :))